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Luke Dimon

Nicht „wie" machst Du das, sondern „warum“?


Warnung: Dieser Text könnte vereinzelt Ironie enthalten!

Nach rund sechs Stunden Schlaf stehe ich auf, es ist 11 Uhr und überlege mir zunächst mal vor welcher Arbeit ich mich drücken kann. Und das Tag für Tag. Nützt alles nix, ich muss an den Schreibtisch – Mails beantworten, Mails schreiben, Texte für neue Acts verfassen oder korrigieren, irgendeine Show planen, Telefonate mit Vertragspartnern und denen, die es noch werden wollen führen und ab und zu kommt da noch die Steuererklärung dazwischen. Das geht dann meist, mit Unterbrechungen, von Mittags bis in die Nacht rein. Als Kind dachte ich Künstler reisen, treten auf und kriegen hier und da mal ein Höschen zugeworfen. Ich sag mal so: Das letzte Höschen, dass mir zuflog, war aus Papier und glich vielmehr einem Strafzettel, als der von mir erhofften weiblichen Reizwäsche. Denn tatsächlich wird die Büroarbeit immer wieder von langen Reisen und abendlichen Shows unterbrochen. Schade eigentlich, denn man gewöhnt sich so schnell an dieses Büroleben, welches den aufregenden Abenteuern eines Verwaltungsbeamten gleicht. Nein, ich mache keine Beamtenwitze. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Beamtenwitze mache ich nur Montags bis Freitags von 8 bis 13 Uhr. Nun aber zurück zum Thema. Nachdem ich meine meist stundenlangen Reisen beendet habe, checke ich im Hotel ein und rufe zunächst den Veranstalter an, um ihm mitzuteilen, dass der „Künstler“, alias „Bürofachkraft“ und „Kraftfahrer“ frisch und munter am Veranstaltungsort angekommen ist. Manchmal rutscht mir hierbei versehentlich ein Gähnen übers Gesicht und meine Augenringe hängen so tief, dass ich sie problemlos als Schuhsohle verwenden könnte. Ich habe ja auch nur bis 11 Uhr geschlafen, sowas ist doch niemandem zuzumuten. Oder wie wir Künstler sagen: „11 Uhr? Das ist ja gerade mal so zweistellig“. Nun aber heißt es ab unter die Dusche, wach werden und die Bühne rocken. Beflügelt von diesem motivierendem Gedanken treffe ich später dann am Veranstaltungssaal ein. Hier passieren dann meist die kuriosesten Geschichten. Dazu sollte ich besser irgendwann mal einen eigenen Blockbeitrag machen. Aber auch Vorbesprechungen bis potenziellen Kunden können oft sehr lustig sein. Fragen wie „Können Sie davon Leben?“, „Was machen Sie eigentlich tagsüber?“ und „Füttern Sie Ihren Zauberhasen eigentlich laktosefrei?“ gehören scheinbar zum Standardrepertoire des Anrufers. Wie zuvor schon erwähnt, der Tag eines Zauberkünstlers ist lang. Denn nach der Show ist vor der Show. So heißt es, nach scheinbarem Feierabend, nochmal hinsetzen, die Show punktgenau analysieren, die Requisiten für den nächsten Tag vorbereiten und dann, kurz nach Mitternacht, Feierabend! Das, was der normalarbeitende Mensch sonst von 18 – 23 Uhr macht, mache ich dann halt eben von 00:30 – 4.30 Uhr, nur dass das Fernsehprogramm zu dieser Zeit sehr eintönig ist. Naja, dann schalt‘ ich eben aus und übe noch ein paar Zaubergriffe.

Nun aber Ironie aus! Mein Arbeitstag geht täglich an die zwölf Stunden und mein Zaubertag sogar 24 Stunden. Mein Job schwirrt nämlich immer in meinem Kopf herum. Bei jedem Gegenstand, den ich sehe, überlege ich automatisch wie man ihn magisch oder komödiantisch verwerten kann. Jeder Dialog bietet Potential für Texte oder ist oft einfach auch nur eine Inspiration. Ja und manchmal, da träume ich auch von der Bühne. Ich träume von den Showvorbereitungen und dem Auftritt selbst. Fun Fact: Tatsächlich ist mein häufigster Alptraum, dass ich zu spät zu einer Show komme oder diese gar vergesse. Gott sei dank noch nie passiert! Aber all das macht diesen wundervollen Job aus. Denn ich mache genau das, was ich liebe. Ich liebe die Telefonate, meine Büroarbeit und sogar meine Steuererklärung, denn ich weiß, aus welchem Grund ich das mache. Und dieser Grund nennt sich kurz und knackig „Erfüllung“. Ja, ich bin erfüllt, ich fühle mich überglücklich mit all dem, was ich tun darf und oft auch muss. Ich liebe die Kunst, ich liebe die Magie und ich liebe Comedy. Alter, und das darf ich beruflich machen. Davon kann ich leben. Das seit fast zehn Jahren. Unglaublich! Und dann gibt es auch noch Menschen, die das sehen wollen. Menschen, die zu mir kommen und sagen „ich habe in meinem Leben noch nie so lachen können“ oder auch „so einen wundervollen Abend hatte ich schon lange nicht mehr“. Ja, ich kann also mit meiner Kunst etwas bewirken. Ich brauche keinen Moralapostel spielen, muss den Zeigefinger nicht erheben, nein, ich kann Menschen mit meiner größten Leidenschaft zu tiefst berühren. Darum mache ich das. Das ist Erfüllung. Danke!

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